VFF sieht starken Auftrieb der Fährbranche
Nach dem es in den letzten Jahren in der Fährbranche bei dem Thema Neubauten eine Flaute gab, geht es nun wieder bergauf. Rund 25 Schiffsneubauten sind für die kommenden Jahre bei Werften platziert und teilweise schon im Bau. Die im Verband der Fährschifffahrt und Fährtouristik (VFF) organisierten Unternehmen investieren bis 2021 rund 2,6 Milliarden Euro in neue Schiffe mit einer Tonnage von über 1 Million GT. Das entspricht einer Beförderungskapazität von 35.600 Passagieren sowie 66.000 Lademetern für Pkw und Fracht. Über diese fest georderten Fähren hinaus stehen Optionen für acht weitere Neubauten in den Büchern mit einer Gesamt-Tonnage von rund 450.000 GT.
Die großen Gewinner des Neubau-Booms sind chinesische Werften; sie punkten sowohl im Preiskampf als auch mit den nötigen Kapazitäten. Die meisten europäischen Werften sind derweil auf Jahre hinaus mit dem Bau von Kreuzfahrtschiffen ausgelastet. Einzige Ausnahme: die Flensburger Schiffbaugesellschaft, die sich ein Sahnestück vom Fährvolumen gesichert hat und bis 2020 u. a. den Fährriesen für Irish Ferries baut.
Generell wachsen die Schiffe und Beförderungskapazitäten in immer größeren Dimensionen, wobei die Fracht gegenüber der Passage überall an Bedeutung gewinnt – außer auf der Ostsee zwischen Schweden und Finnland: Hier bringt Viking Line ab 2020 eine neue Kreuzfahrt-Fähre zum Einsatz mit beachtlichen 2.800 Passagierplätzen bei vergleichsweise kurzer Ladekapazität von nur 1.500 Metern. Der zollfreie Einkauf an Bord sowie die Begeisterung gerade skandinavischer Urlauber für Schiffsrundreisen machen dieses Passage-betonte Konzept lukrativ.
Beispielgebend ist Viking Line hingegen auf technologischem Gebiet. Als Pionier neben Fjord Line und Tallink beim Antrieb mit Flüssiggas (LNG) hat die finnische Reederei den Durchbruch dieser sauberen Technologie maßgeblich befördert; zuletzt machte sie mit dem Einsatz von Windkraft auf der Großfähre „Viking Grace“ von sich reden. Auch das neue Verbandsmitglied Destination Gotland vertraut mit zwei Neubauten der LNG-Technologie. Andere Reedereien wie etwa Color Line setzen auf Hybrid-Fähren. Scandlines fährt ein eigenes Null-Emissions-Konzept unter anderem mit Hilfe von Energierückgewinnung. Allgemein ist eine rasante Entwicklung bei Energieeinsparung und Umweltentlastung zu beobachten. Sie umfasst nicht nur Antriebe, sondern auch optimierte Schiffsrümpfe oder energieeffiziente LED-Beleuchtung an Bord.
Nach der Finanz- und damit verbundenen Transportkrise vor 10 Jahren sowie der Verunsicherung durch verschärfte Abgas- und Treibstoffvorschriften insbesondere auf der Nord- und Ostsee seit 2010 hat sich die Branche mittlerweile in den meisten Märkten und Fahrgebieten wieder gut erholt, stellt der VFF fest. Positiv auf das Investitionsklima und die Neubau-Bereitschaft wirkten sich zudem die verbesserten Finanzierungskonditionen aus. „Hierzu trägt vor allem die gestiegene Zahl von Kreditgebern bei sowie diverse EU-Subventionsprogramme speziell für umweltverträgliche ‚Green Ship‘-Technologien“, erläutert der VFF-Vorsitzende Jens-Peter Berg. „Letztlich führen aber auch die günstigen Preise chinesischer Werften dazu, dass Reeder wieder verstärkt die Erneuerung und Erweiterung ihrer Tonnage wagen.“
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